Morrissey — Years Of Refusal

Das neue Mor­ris­sey-Album „Years of Refusal“ erscheint am 13. Feb­ru­ar 2009. Die Behörde hat­te die exk­lu­sive (haha!) Gele­gen­heit, das Album schon mal hören zu dürfen.

Morrissey — Years Of Refusal

„Wem die Jugend eine Marter ist, dem ist das Alter Erlö­sung“, so hieß es in einem famosen FAZ-Artikel zur Rück­kehr Mor­ris­seys im Jahre 2004. Set­zt man diesen Zeit­punkt als Beginn des Alter­swerkes Mor­ris­seys an — immer­hin feiert der Mann in diesem Jahr seinen 50. Geburt­stag — ist Years Of Refusal das dritte Album in der Rei­he der „Alter­swerke“. Und es ist, soviel sei vor­ab ver­rat­en, fan­tastisch ger­at­en. Keine Spur von Altersmilde, ger­adeaus und rock­end wie vielle­icht zulet­zt auf Your Arse­nal.

Der alte Mann und der Rock, das scheint über­haupt das The­ma der Plat­te zu sein. Bere­its im Open­er Some­thing Is Squeez­ing My Skull wird klar wohin die Reise geht. Die Band (inzwis­chen anscheinend sehr gut einge­spielt) galop­piert dem Meis­ter fast davon, sel­ten war eine Ein­stiegsnum­mer auf Mor­ris­sey-Alben schneller, kom­pak­ter und rock­ender als dieser Track. Kön­nte sich gut als Konz­ert-Open­er machen. (9 von 10 möglichen Punkten)

Weit­er geht’s mit Mama Lay Soft­ly On The Riverbed, ein­er mit Marschrhyth­mus unter­legtem Midtem­po-Num­mer mit großar­tiger Dra­matikkurve. (8/10)

Black Cloud greift eines der Mor­ris­sey-The­men schlechthin auf: Die uner­widerte Liebe. Das Ganze in knapp 3 Minuten, der näch­ste kom­pak­te Rock­er auf dem Album. (7.5/10)

Anschließend fol­gt mit I’m Throw­ing My Arms Around Paris wed­er eine Liebe­serk­lärung an Frau Hilton noch an die franzö­sis­che Haupt­stadt, wie man vielle­icht im ersten Moment denken kön­nte. Es geht vielmehr erneut um eine uner­widerte Liebe, denn „only stone and steel accept my love“. Ein wirk­lich schön­er Pop­song, der als erste Sin­gle des Albums veröf­fentlicht wer­den wird. (8/10)

All You Need Is Me ist bere­its vom let­ztjähri­gen Best-Of-Album bekan­nt. Ein Uptem­po-Pop­song, sehr typ­isch Mor­ris­sey, sehr eingängig, sehr gut. Andere Kün­stler wür­den wahrschein­lich ihren linken Arm für so eine fan­tastis­che Hook­line geben. (8/10)

Nun machen wir eine kleine Reise nach Südameri­ka und lauschen dem Mari­achi-Instru­men­tar­i­um: When Last I Spoke To Car­ol, großar­tiger Song, nix zu meck­ern. (9/10)

That’s How Peo­ple Grow Up klingt wie eine Vari­a­tion von You Have Killed Me gekreuzt mit First Of The Gang To Die. Guter Song, zweifel­sohne, aber für meinen Geschmack nur ein Abklatsch der genan­nten. Zu sehr auf Sin­gle-Hit gebürstet, hier gibt es erst­mals Punk­tabzug. Wenn auch nur ger­ingfügi­gen, denn ein „schlechter“ Mor­ris­sey-Song ist immer noch tausend Mal bess­er als ein guter von (hier Indie-Kapelle Dein­er Wahl ein­fü­gen). (6/10)

Ähn­lich ver­hält es sich mit One Day Good­bye Will Be Farewell, auch nicht schlecht, aber auch nicht mehr als solides Mit­tel­maß. (7/10)

Es fol­gt der Super-Tren­nungssong für alle Ex-Ver­liebten, unglück­lich ver­heirateten oder frisch geschiede­nen: It’s Not Your Birth­day Any­more. Ein wirk­lich schön­er Song mit ein­er erneut tollen drama­tis­chen Steigerung, sehr schön instru­men­tiert und von der Stim­mung her beina­he viva­hate-erisch. Famos! (9/10)

You Were Good In Your Time hätte von Stim­mung und Arrange­ment sehr gut auf Ring­leader Of The Tor­men­tors gepaßt. Wobei er mich ander­er­seits auch an Late Night, Maudlin Street vom Viva Hate-Album erin­nert, aber lei­der nicht dessen Klasse erre­icht. Guter Rauss­chmeißer für das let­zte Bier in Ritas Hafen­bar. Über­raschen­des, leicht nois­iges Ende mit Elek­tro-Spiel­ereien. (6/10)

Sor­ry Does­n’t Help, naja, manch­mal vielle­icht doch. Ein fein­er Song, Midtem­po, wieder sehr typ­isch Mor­ris­sey. (7.5/10)

Zum Abschluß die bis­lang beste Mor­ris­sey-Hymne der Neuzeit, ein zukün­ftiger Klas­sik­er: I’m OK By Myself. Textlich wohl die beste Zusam­men­fas­sung des mor­ris­seyschen Mis­antro­phen­tums, musikalisch eine Offen­barung, großar­tig gerockt, per­fekt gesteigert und in einem fast punkrock­i­gen Stakka­to-Fin­ish gipfel­nd. Ganz großer Song, das Ding will ich unbe­d­ingt live hören. (11/10)

Faz­it: Ich freu mich auf den Juni in Berlin, um die Songs live erleben zu dür­fen. Für das neue Mor­ris­sey-Album hat­te ich das Beste gehofft und bin nicht ent­täuscht wur­den. Tolles Album.

Deluxe-Edi­tion bei Amazon.de vorbestellen
Stan­dard-Edi­tion bei Amazon.de vorbestellen

Rezen­sio­nen auf Spex.de, billboard.com, guardian.co.uk

19 Kommentare zu „Morrissey — Years Of Refusal“

  1. her­je schon wieder ein neues album, ich komm nicht hin­ter­her mit dem her­rn, die schmidts waren grossar­tig und die ersten bei­den solo­plat­ten auch, den rest muss ich mir muehsam erkämpfen … kann ihn nicht mehr so oft hoeren und dann kram ich irgend­wie immer lieber die alten sachen aus …
    aber deine rezen­sion ist hil­fre­ich und macht lust reinzuhören 😀

  2. jule wäscht sich nie

    Ja das ist richtig..der gefällt auch mir. aber die band musste mal gelobt werden..so optisch tolle men­schen ohne slouch mützen und röhren­jeans hab ich schon lange nicht mehr gesehen.

  3. n biss­chen alt sind se gewor­den … ich seh von hinte noch aus wie vor 10 jahren, sagt zumin­d­est meine holde ^_^
     
    aber toller song

  4. @ Jule: Diese komis­chen Mützen und Röhren­jeans trägt in dem Alter doch kein Men­sch mehr.

    @ Andreas: Glück­wun­sch zu Dein­er Rück-Ansicht. 😯 Alt sind wir alle gewor­den, bringt das Leben so mit sich, haha!

  5. jule wäscht sich nie

    Lieber Vorsteher..du Doofi..willste sagen ich sei zu alt um Röhren und Mützen zu tra­gen? Ich trage ganze Rohre aus Stahlbe­ton und Mützen mit lusti­gen Ohren..komm du mir mal nach Köln..ich zeig sie dir alle!!!!!!!!!!Hier nehmen die Men­schen um die 40 auch noch Koks und andere lustige Dro­gen und benehmen sich wie 19.

  6. Bish­er habe ich immer nur die Hits auf den Mor­ris­sey-Alben gehört und muss geste­hen noch keine Plat­te von ihm gehört zu haben (auch beim ersten Mal), ohne Titel zu über­sprin­gen. Bei dieser Scheibe war es anders. Beim ersten Mal gle­ich 2 kom­plette Durch­läufe und der SKIP-Knopf wurde aus dem Play­er gebrochen. Sehr schöne Plat­te und ich freue mich auf Juni, auf Mor­ris­sey in der schö­nen Columbiahalle.

  7. Danke Brigitte, das hat­te ich heute früh schon prompt erledigt. 😉 Der kosten­lose Track heißt Shame Is The Name und ist als B‑Seite auch auf der I’m Throw­ing My Arms Around Paris-Sin­gle zu find­en. Meine Sin­gles in drei For­mat­en sind heute frisch aus Eng­land eingetrudelt; das Album hab ich mir in der Deluxe-Edi­tion am Woch­enende in Old­en­burg gekauft. Wenn die Tick­ets für Berlin kom­men, ist mein Pack­age komplett. 😀

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur elektronisch erhoben und gespeichert werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an sachbearbeitung@boerdebehoerde.de widerrufen.

Nach oben scrollen