April 2009

Der gute Landfilm: Eden Lake

Nach län­ger­er Zeit mal wieder eine Land­film-Rezen­sion an dieser Stelle. Eden Lake heißt das Werk, ein Sur­vival-Psy­cho-Hor­ror-Red­neck-Movie, das aber nicht in den Süd­staat­en der USA son­dern vielmehr irgend­wo in Großbri­tan­nien spielt:

Ein beschaulich­er See irgend­wo im englis­chen Nir­gend­wo. Steve (Michael Fass­ben­der) will sein­er Fre­undin, der Kindergärt­ner­in Jen­ny (Kel­ly Reil­ly), dieses idyl­lis­che Plätzchen bei einem Aus­flug zu Füßen leg­en, um später auch noch um ihre Hand anzuhal­ten. Doch schon die Anreise aus Lon­don sorgt für leichte Irri­ta­tio­nen. Die Bewohn­er des See-nahen Dor­fes, wo die bei­den zunächst über­nacht­en, sind Frem­den gegenüber alles andere als fre­undlich eingestellt. Aber das ist schon wieder vergessen, als das Paar am näch­sten Tag am abgele­ge­nen Eden Lake sein Zelt auf­schlägt. Die Zweisamkeit erfährt jedoch ein abruptes Ende, als eine Gruppe von Dor­fju­gendlichen wenige Meter neben Steve und Jen­ny am See Stel­lung bezieht. Steves Ver­such, die Stören­friede zur Räson zu rufen, schlägt fehlt. Die Halb­starken machen sich einen Spaß daraus, stehlen Steves Auto und sein Handy. Als er sie zur Rede stellen will, wer­den Mess­er gezückt, es kommt es zu einem Handge­menge, in dem der Hund der Ein­heimis­chen getötet wird. Steve und Jen­ny suchen das Weite, doch die jun­gen Dör­fler formieren sich zu einem toben­den Mob, der das Paar um ihr Leben fürcht­en lässt… (Quelle)

Das The­ma ist nicht unbe­d­ingt neu, den­noch fällt mir kein Film ein, in dem es so hart und inten­siv zur Sache geht. Jugendliche und Erwach­sene als Feinde in einem bluti­gen Über­leben­skampf wur­den wohl noch nie so hart und eiskalt in Szene geset­zt. Ger­ade in ein­er Zeit der Debat­ten über aggres­sive Jugendge­walt ist der Film ein — wenn auch über­höht­es — Beispiel dafür, wie schnell eine Sit­u­a­tion kip­pen kann und aus — altertüm­lich for­muliert — „Halb­starken“ reißende Bestien werden.

Eden Lake zeigt genau dieses Szenario und das in ein­er schock­ieren­den Heftigkeit. Die ersten 30 Minuten des Films bauen hier sehr gekon­nt die Geschichte auf, die eher harm­los begin­nt, bevor sie dann schla­gar­tig eine bek­lem­mende Stim­mung ent­fal­tet. Die zu Tage tre­tende Gewalt und Gefühlskälte der Jugendlichen ver­set­zt den Betra­chter in einen Zus­tand der Fas­sungslosigkeit. Vor allem Brett, der Anführer der Gang, zeich­net sich hier durch erschreck­ende Grausamkeit aus. Ganz im Ein­klang dazu ste­ht sein dik­ta­torisch­er Führungsstil, der einige sein­er zweifel­nden Fre­unde dazu bringt, selb­st Ini­tia­tive bei der Jagd auf die Erwach­se­nen zu ergreifen. Er läßt die Grausamkeit­en mit einem Handy fil­men, um seine Kumpane nöti­gen­falls unter Druck set­zen zu kön­nen. So kommt es, das alle Jugendlichen mit­machen und alle Skru­pel über Bord wer­fen. Ger­ade Jack O’Con­nell, der die Fig­ur des Brett spielt, überzeugt hier durch eine erstk­las­sige darstel­lerische Leis­tung, man nimmt ihm die Rolle vol­lkom­men ab und has­st ihn bere­its nach max­i­mal 20 Minuten Laufzeit. So ging es mir zumin­d­est. Ger­ade das ist die große Stärke des Films: alle Darsteller liefern eine so real­is­tis­che Leis­tung ab, das man sich teil­weise mit­ten im Film, statt nur davor, wähnt.

Der Hor­ror find­et trotz einiger bru­taler Szenen weit­ge­hend im eige­nen Kopf statt; ein Umstand, den ich bei Fil­men sehr schätze. Ist doch die hohe Kun­st der Andeu­tung viel höher zu bew­erten, als die oft lang­weilige und meist ekel­hafte blutige Schlachteplat­tenäs­thetik divers­er Horrorreißer.

Beson­ders schock­ierend ist das tragis­che und über­aus hoff­nungslose Ende des Films. Kom­pro­miß­los, knall­hart und weit­er als weit von einem Hap­py End entfernt.

Faz­it: Schwache Gemüter soll­ten Eden Lake mei­den, es han­delt sich um wirk­lich starken Tobak. Nach Sich­tung sollte man sich außer­dem ein bißchen Zeit nehmen, den Film „sack­en zu lassen“. Ein inten­siv­er und scho­nungslos­er Survial-Reißer, ein­er der besten seit vielle­icht 28 Days Lat­er. Ein Film, der Spuren hin­ter­lässt, der nach­den­klich macht und wie ein Schlag in den Magen des Betra­chters hän­gen bleibt.

Kino.de

P.S. Ich weiß von zwei bis dreien der Behör­den-Leser, daß sie im sozialen Bere­ich mit soge­nan­nten Prob­lemju­gendlichen arbeit­en. Bitte mei­det diesen Film.

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Die besten Songs für einen Sonntagmorgen (18)

Heute mal etwas ganz anderes: Ein ver­tontes Gedicht der Ham­burg­er Slam-Poet­in Xóchil A. Schütz.

„Xóchil A. Schütz fällt zunächst mal durch ihren Namen auf, die Erk­lärung aber ist ein­fach: Xóchil ist der Mäd­chen­name dieser Kün­st­lerin, ein mexikanis­ch­er Indi­an­er­name mit der Bedeu­tung „Mais­blüte“. Das A., so sagt sie selb­st, „ste­ht pro­fan für meinen zweit­en Vor­na­men Andrea“. So beson­ders wie der Name ist das, was sie auf immer mehr Büh­nen vor einem immer größer wer­den­den Pub­likum mit Bravour präsen­tiert: Sie tourt als Per­for­mance-Poet­in zu Poet­ry-Shows und fes­selt mit ihren Worten die Men­schen. Und sie überzeugt bei diesen „Dichter­wet­tkämpfen“. Ruhig und ein­dringlich wird es, wenn Xóchil auf der Bühne ist, manch­mal ero­tisch, manch­mal trau­rig, mitunter gibt es auch Spuren von Humor.“ (Quelle)

Xóchil A. Schütz — „Gute Mächte“

[audio:http://www.xochillen.de/track/01-Track-01.mp3]

Famose Poe­sie, eine tolle Stimme und ein exzel­len­ter (Text-)rhythmus. Sicher­lich nix für jeden Tag, aber für einen son­ni­gen Son­ntag abso­lut geeignet. „Gute Mächte“ erin­nert mich von Stim­mung und Text her ein wenig an „Mil­lio­nen Legio­nen“ der Fan­tastis­chen Vier.

Xóchils Debü­tal­bum „Per­lenkind“ erscheint am 25. April 2009. Zwei weit­ere kosten­lose Down­loads und einige Leseproben aus ihrem Textschaf­fen gibt es auf ihrer Homepage.

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