Februar 2011

Sushi in Suhl

Der Gas­tronom Rolf Anschütz betrieb in Suhl den „Waf­fen­schmied“, das einzige japanis­che Restau­rant der DDR. Die Wände waren mit Stoff­bah­nen deko­ri­ert, die Stüh­le auf Japan-Maß zurecht­gesägt. Die Kimonos stammten aus dem The­ater­fun­dus. Statt Klößen und Gulasch wur­den Glas­nudeln und sel­tener Fisch serviert. Die Exotik und Einzi­gar­tigkeit macht­en den „Waf­fen­schmied“ zu ein­er begehrten kuli­nar­ischen Adresse in der DDR. Nach monate- bis jahre­langer Voran­mel­dung (und wahrschein­lich auch entsprechen­der „Kon­tak­te“) kon­nte man nach ein­er Kör­per­wäsche nackt in ein gemein­sames Sitzbad taucht­en und bei 39 Grad Wassertem­per­atur einen Sake zu sich nehmen, um im Anschluss daran – nun mit Kimono bek­lei­det – zum exo­tis­chen Sushi zu schreiten.

Die Idee zum Japan-Restau­rant ent­stand in ein­er Bier­laune. Anschütz grub aus einem Buch ein japanis­ches Rezept aus und kre­den­zt Mitte der 1960er Jahre sein erstes japanis­ches Gastmahl. Musste er anfänglich auf heimis­che Zutat­en zurück­greifen, durfte er später sog­ar seine Lebens­mit­tel aus dem West­en beziehen. Die DDR-Führung duldete den „Waf­fen­schmied“ als devisen­brin­gen­des Aushängeschild. 1979 wurde dem Wirt sog­ar eine Reise nach Japan bewilligt.

Rolf Anschütz’s Geschichte wird augen­blick unter dem Titel Sushi in Suhl ver­filmt und soll im näch­sten Jahr in die Kinos kommen.

Weit­er­führende Infos und einige inter­es­sante Bilder gibt es auf der Seite von Lothar Anschütz, dem Brud­er des inzwis­chen ver­stor­be­nen Wirtes Rolf. Auch empfehlenswert ist dieser Artikel von hal­lo thürin­gen.

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