November 2019

Sing dela Sing XII in Magdeburg

Die XII. Auflage von „Sing dela Sing“ in Magde­burg stand an, also die Zähne geputzt, die Stimme geölt, die Füße gewaschen und ab in den Kom­bi aus Wolfsburg.

Schon reich­lich Pub­likum auf dem Hof des Moritzhofs, man schwatzt, man trinkt, man befeuchtet sich in freudi­ger Erwartung die Kehlen.

19.30 Uhr Ein­lass. Wir ganz old­schoolig mit aus­ge­druck­ten Ein­trittskarten, die meis­ten anderen hinge­gen ganz newschoolig mit leuch­t­en­den Smart­phonedis­plays. Einen ver­wasch­enen Stem­pelab­druck „Sing dela Sing“ auf den Han­drück­en (kön­nte auch ein explodiert­er Frosch sein) und ab ins Getümmel.

R. hat sich ger­ade von V. getren­nt und ich sehe eine Frau, die ihr sehr ähn­lich sieht. Ich empfehle die unverzügliche Kon­tak­tauf­nahme und wir find­en sog­ar her­aus, dass sie F. heißt. Weit­ere Anbah­nungsver­suche müssen allerd­ings unterbleiben, denn es geht los.

Wie schon bei der XI. Auflage geht es qua­si ohne Vor­war­nung los und nach anfänglich­er Zurück­hal­tung trällert wirk­lich der ganze Saal was das Zeug hält.

Fak­ten: Hel­lo von Adele ist tat­säch­lich ein schön­er Song. Valerie von Amy Wine­house ist sackschw­er zu sin­gen. Alles von Andreas Bourani ist ein Haufen gequirl­ter Scheiße. ABBA hat­ten großar­tige Arrange­ments. Zu spät von Die Ärzte ist ein Riesen­hit, so auch Won­der­wall von Oasis. Und Eter­nal Flame von The Ban­gles erst!

Mehr Fak­ten: Man nimmt gar nicht wahr, wieviele Songs ein­deutige sex­uelle Botschaften über­mit­teln. Ich sage nur Sledge­ham­mer. Ich sage Night Fever. Ich sage Shape Of You.

Frenetisch gefeiert geht unser Auftritt dem Ende zu. Cem und Gunter ver­lassen die Bühne und lassen sich nur deshalb so lange um eine Zugabe bitte, weil sie sich verse­hentlich aus dem Ver­anstal­tung­sort aus­ges­per­rt haben. Kannste Dir nicht ausdenken!

Zur Zugabe dann Eter­ni­ty von olle Rob­bie. Cem weint am Ende. Die Labergänse, die Cem schon bei Hel­lo völ­lig zu Recht von der Bühne herunter zur Ord­nung rufen musste, schaf­fen es fast, auch diesen schö­nen Song mit ihrem infan­tilen Gequatsche kaputtzu­la­bern. Laßt eure bre­it­en Ärsche doch ein­fach zuhause auf dem Sofa, wenn ihr keinen Bock auf Gesang habt und lieber quatschen wollt. Torfnasen!

Resümee: Sing, singt, singt was das Zeug hält. Sin­gen ist toll, befre­it und macht Spaß. Deshalb: Episch. Gerne wieder, wenn auch vor­erst – aus mir rät­sel­haften Grün­den – nicht mehr in Magde­burg. Am Pub­likum soll es jeden­falls nicht liegen.

Die Rück­fahrt rei­bungs­los. Tem­polim­it, Wild­wech­sel, nasse Straße – meine reizende Begleitung hat jed­erzeit alles fest im Blick. 😀

Die Setlist „unseres“ Auftrittes:
Sing It Back – Who­ev­er /// Kung Fu Fight­ing – Carl Dou­glas /// Ain’t Nobody – Cha­ka Chan /// You Can’t Hur­ry Love – The Supremes /// Faith – Schorsch Meikel /// Maneater – Daryl Hall & John Oates /// Part-Time Lover – Ste­vie Won­der /// Valerie – Amy Wine­house /// Hap­py – Phar­rell Williams /// What’s Love Got To Do With It – Tina Turn­er /// Hel­lo – Adele /// MfG – Die Fan­tastis­chen Vier /// Take On Me – a‑ha /// Irgend­soein­müll – Andreas Bourani /// Night Fever – Bee Gees /// Shape Of You – Ed Sheer­an /// Sledge­ham­mer – Peter Gabriel /// Eter­nal Flame – The Ban­gles /// Zu spät – Die Ärzte /// Irgend­was von – Justin Tim­ber­lake /// Danc­ing Queen – ABBA /// Won­der­wall – Oasis /// Irgend­was von – Swedish House Mafia /// Eter­ni­ty – Rob­bie Williams

Hört niemals auf zu träumen!

Wer mich ken­nt, weiß, wie er mich in völ­lige Panik und Fas­sungslosigkeit ver­set­zen kann: Es reicht aus, mich in eine Küche zu set­zen, deren Wände über und über mit Tape­ten bek­lebt sind, auf denen „Cof­fee“, „Café au lait“, „Espres­so“ usw. usf. geschrieben ste­ht. Unter­brochen nur durch abge­bildete Kaf­fee­bohnen und ‑tassen.

H O R R O R .

Außer­dem ganz oben auf mein­er Panikliste: Mot­toschilder mit Leben­se­in­stel­lun­gen, Durch­hal­te­sprüchen und Küchenpsychologie.

B R E C H R E I Z .

Und nun seid glück­lich, tanzt im Regen und fol­gt bitte immer eurem Herzen. Hört niemals auf zu träumen!

Christian Anders‘ schöne häßliche Frau

Hui­i­i­i­ii, das ist heftig. Ich weiß gar nicht, wo ich anfan­gen soll. Ken­nt noch jemand Chris­t­ian Anders, das Schlager-Urgestein aus Öster­re­ich? Am bekan­ntesten dürfte wohl sein Es fährt ein Zug nach Nir­gend­wo sein. Von seinen musikalis­chen Ergüssen abge­se­hen, trat er in den let­zten Jahren vor allem als Ver­schwörung­shei­ni, Impfgeg­n­er und Eso­terik­er in Erscheinung.

Dieser Tage nun hat er einen Titel namens Schöne häßliche Frau veröf­fentlicht. Neben dem stüm­per­haft zusam­mengek­löp­pel­ten Video überzeugt das Mach­w­erk vor allem durch seinen Text. Eine Auf­forderung an alle Män­ner, möglichst häßliche Frauen zu heirat­en. Denn die sor­gen gut für euch, hal­ten euch warm und waschen Wäsche. Ist das noch frauen­feindlich oder schon men­schen­ver­ach­t­end? Was red‘ ich, hört doch ein­fach mal selb­st rein…

Ich habe übri­gens auch keine Ahnung, was das „50MBit“ im kom­plett inter­punk­tion­slosen Titel des Videos zu suchen hat. Stümper!

Auf der Elbe mit Die Strafe & Peppone

 

Der 2. Novem­ber 2019, 14.00 Uhr. In der Börde reg­net es. In Magde­burg hinge­gen Kaiser­wet­ter, also auf zur Elb­tour mit Die Strafe und Pep­pone, der zweit­en Aus­gabe nach der Tour 2016. Am Park­platz tre­f­fen meine Gat­tin und ich auf André von Gri­zou, den ich sofort erkenne und begrüße; sel­biger hat allerd­ings große Schwierigkeit­en, mich irgend­wo zuzuord­nen. Was kein Wun­der ist, gelte ich doch seit Jahren als Phantom.

Am Schiff angekom­men, begrüßen uns und die anderen wartenden Gäste Die fabel­haften Buck­au Boys mit min­i­mal-instru­men­tierten Gassen­hauern (hier im Video!) von Anfang des vor­let­zten Jahrhun­derts und See­mannsliedern. Das ver­leit­et sog­ar etliche Pas­san­ten zum Ste­hen­bleiben und Zuhören. Punkt 15.00 Uhr öff­nen Die Strafe und Pep­pone den Zugang zum Schiff und begrüßen jeden Gast mit Hand­schlag oder her­zlich­er Umar­mung. Das hat Stil, das hat Würde, da fühlt man sich doch gle­ich so richtig willkommen.

Am Anfang wird Fußball geglotzt, weil der FCM zeit­gle­ich mit der Boot­s­tour sein Lokalder­by gegen den HFC aus­trägt. Das inter­essiert mich per­sön­lich seit jeher nur min­i­malst, den­noch sei erwäh­nt, dass der FCM mit 1:0 gewon­nen hat. Die Lein­wand kann also eingerollt wer­den und der gute Denis sorgt für Hin­ter­grund­musik, während sich Bands und Pub­likum bei ein, zwei Gläsern war­men Wassers in Stim­mung bringen.

Pep­pone begin­nen gegen 16.00 Uhr mit dem ersten Teil ihres Konz­ertes und nach anfänglich­er Ver­hal­tenheit wird es vor der Bühne prop­pen­voll und der Stim­mungspegel steigt auf ein Niveau, höher als das der Elbe selb­st. Zugaben­wün­sche wer­den mit Ver­weis auf den zweit­en Teil des Konz­ertes rig­oros abgeschmettert. Über­rascht hat mich, wie gut die neuen Songs bere­its beim Pub­likum angekom­men. Da freue ich mich schon sehr auf LP3, welche, so alles gut­ge­ht, im Früh­jahr auf dem Major Label erscheinen wird.

Anschließend Die Strafe. Die Band ist wie gewohnt ein Garant für mitreißende Konz­erte. Ich kenne keine weit­ere Band, bei der der Gegen­satz zwis­chen, ähm, kul­turpes­simistis­chen Tex­ten und humor­vollen Ansagen und Ein­wür­fen der­maßen aus­geprägt ist. Das schön­ste, Musik gewor­dene Beispiel für Selb­stironie. Wie immer gibt es zwis­chen Alexan­der und Kai den fliegen­den Drum­mer­wech­sel. Ger­ade beim Schreiben trudelt das Video zum Pes­simis­ten­lied ein…

Dann wieder Pep­pone und nochmal die Strafe, wobei das oben geschriebene gilt, die Stim­mung allerd­ings noch mehr überkocht.

Zwis­chen­durch Gespräche mit vie­len alt­bekan­nten Gesichtern. Ich frage Roger von Hölle was er von Uth­mö­den hält und schleime Tuba als „lebende Leg­ende“ voll. Nehmt nicht alles wörtlich was ich sage, ich bin alt und verwirrt.

Eine exk­lu­sive Schallplat­te gibt es auch. Natür­lich eine Split-Sin­gle mit Die Strafe und Pep­pone, unter dem eigens kreierten Label „Major Label Ship Series“. Der anwe­sende Rob vom Major Label amüsiert sich darüber, dass ich die Sin­gle schon bei Discogs gelis­tet habe, als sie noch nicht mal aus dem Press­werk war. Sor­ry Rob, aber jed­er pflegt seine neu­ro­tis­che Zwangsstörung und meine beste­ht nun mal unter anderem aus Discogs-Ein­trä­gen. Die Plat­te ist auf 100 num­merierte Exem­plare lim­i­tiert und der Verkauf läuft wie geschnit­ten Brot. Pep­pone haben noch ein paar Res­tex­em­plare auf den kom­menden Konz­erten dabei, anson­sten hil­ft beim Erwerb ganz sich­er bald ein Blick in den Major Label-Onli­neshop.

Der Todeskrake der Elbe ist erlegt. Die fabel­haften Buck­au Boys ver­süßen uns den Abschied vom Boot mit ihrer schmis­si­gen Ver­sion von „Veroni­ka, der Lenz ist da“. Ich fahre zügig über die Auto­bahn nach Hause, was mein­er Gat­tin stel­len­weise nicht über­mäßig zusagt. Wir lassen die Nacht hin­ter uns und essen ein klas­sis­ches Abend­brot der ein­fachen Landbevölkerung.

Und nach so vie­len Worten noch ein paar Fotos.



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