Ich habe gestern „Gladbeck: Das Geiseldrama“ auf Netflix geschaut. Meine ausdrückliche Empfehlung für alle, die sich für bundesdeutsche Geschichte und True Crime interessieren.
Der Journalist Volker Heise stellt in der Netflix-Dokumentation „Gladbeck: Das Geiseldrama“ die Ereignisse minutiös nach, verwendet dabei ausschließlich Originalaufnahmen. Die Geiselnahme von Gladbeck im August 1988 ist ebenso Dokument massiven polizeilichen Versagens wie journalistisches Schandmal.
Der Ablauf des Geiseldramas sollte hinlänglich bekannt sein. Jegliche ethischen Maßstäbe wurden über Bord geworfen. Sensationsgeile Journalisten drängten sich um die besten Plätze, ohne zu bedenken, dass Menschen in höchster Gefahr waren. Am Ende starben drei Menschen, die Bilder von der später ermordeten Silke Bischoff haben sich ins kollektive bundesdeutsche Gedächtnis gebrannt. Ebenso der locker-lässige Ton, mit dem der RTL-Journalist Hans Meiser live mit einem der Entführer telefonierte.
Zum Vorschein kommt vor allem ein hemmungslos agierender Medien-Mob, der jede Distanz verliert. Das sei in der Hitze der Geschehnisse passiert, hieß es später oft entschuldigend, reflektiert habe man erst später. Aber einige Beteiligte vor Ort zeigten schon damals ein Bewusstsein dafür, dass etwas komplett aus dem Ruder lief.
Insgesamt ein emotional berührender und verstörender Film.