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Melonenbohrer

Meine Gat­tin sagt oft, ich erin­nere sie an ihre Oma Eri­ka. Die schaute den ganzen Tag alten Kram in schwarz/weiß im TV und prüfte im Super­markt die Qual­ität der Mel­o­nen durch Bohrun­gen mit ihrem Zeigefin­ger. Let­zteres habe ich bis­lang nicht aus­pro­biert, ersteres ist bei mir der Regelfall. Statt „Game of Thrones“ heißt es bei mir „Drei Damen vom Grill“ oder „Der­rick“.

Um mich nicht vol­lends dem inner­lichen Ver­harzen (© Rainald Grebe) und dem Dasein als alter weißer Mann auszuset­zen, ver­suche ich es ab und an mal mit dem aktuellem Fernse­hen der Neuzeit. Deshalb empfehle ich die aktuelle Rob­bie Williams-Doku­men­ta­tion auf Net­flix wärm­stes. Wie Herr Williams da in seinem kack­hässlichen 5000 € Guc­ci-Woll­man­tel die Treppe herun­ter­läuft oder bräsig auf dem Sofa liegend seine Kar­riere kom­men­tiert, das hat schon etwas höchst Inter­es­santes und Unter­halt­sames. Guter Mann, immer gewe­sen, auch wenn er vielle­icht gegentlich mal men­tal den Faden ver­liert… Kann man sich dur­chaus mal anse­hen, auch wenn kein­er­lei externe Kri­tik aufkom­men kann, da nur Williams selb­st und seine Frau zu Wort kommen.

Natür­lich gibt’s zu diesem Beitrag auch wieder Musik, näm­lich Rob­bies besten Titel „Me And My Mon­key“ in der Ver­sion „Live at the BBC“. Großes Tennis!

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Gladbeck: Das Geiseldrama

Ich habe gestern „Glad­beck: Das Geisel­dra­ma“ auf Net­flix geschaut. Meine aus­drück­liche Empfehlung für alle, die sich für bun­des­deutsche Geschichte und True Crime interessieren.

Der Jour­nal­ist Volk­er Heise stellt in der Net­flix-Doku­men­ta­tion „Glad­beck: Das Geisel­dra­ma“ die Ereignisse minu­tiös nach, ver­wen­det dabei auss­chließlich Orig­i­nalauf­nah­men. Die Geisel­nahme von Glad­beck im August 1988 ist eben­so Doku­ment mas­siv­en polizeilichen Ver­sagens wie jour­nal­is­tis­ches Schandmal.

Der Ablauf des Geisel­dra­mas sollte hin­länglich bekan­nt sein. Jegliche ethis­chen Maßstäbe wur­den über Bord gewor­fen. Sen­sa­tion­s­geile Jour­nal­is­ten drängten sich um die besten Plätze, ohne zu bedenken, dass Men­schen in höch­ster Gefahr waren. Am Ende star­ben drei Men­schen, die Bilder von der später ermorde­ten Silke Bischoff haben sich ins kollek­tive bun­des­deutsche Gedächt­nis gebran­nt. Eben­so der lock­er-läs­sige Ton, mit dem der RTL-Jour­nal­ist Hans Meis­er live mit einem der Ent­führer telefonierte.

Zum Vorschein kommt vor allem ein hem­mungs­los agieren­der Medi­en-Mob, der jede Dis­tanz ver­liert. Das sei in der Hitze der Geschehnisse passiert, hieß es später oft entschuldigend, reflek­tiert habe man erst später. Aber einige Beteiligte vor Ort zeigten schon damals ein Bewusst­sein dafür, dass etwas kom­plett aus dem Rud­er lief.

Ins­ge­samt ein emo­tion­al berühren­der und ver­stören­der Film.

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