Shalömchen, ich lebe noch! Aus dem guten Vorsatz, wieder mehr zu bloggen, wurde der halbe Nachsatz, nicht wirklich Muße dafür zu haben. Je verrückter die Welt wird, desto weniger gelingt mir der Umgang mit ihr. Also weiter auf der Flucht vor der und gleichzeitig in die — Subkultur.
„Dieter Schumann und Jochen Wisotzki begleiteten Bands wie „Silly“, „Feeling B“, „Chicoree“ und „Sandow“ auf ihren Tourneen durch die DDR. Die Underground-Gruppen sind im Konzert zu sehen, im Kontakt mit ihrem Publikum. Im Gespräch mit den Fans erfährt Schumann von ihren Sehnsüchten, sich ohne Einschränkungen kleiden und bewegen zu dürfen, zu widersprechen und nicht gleich als staatsfeindlich abgestempelt zu werden, nur weil man an die Stelle von Arbeit und politischer Organisation andere Interessen stellt.
Rockmusik als Rebellion gegen ein eingeengtes Leben, abseits von FDJ-Liedern und blauen Blusen. Bis heute hat der Dokumentarfilm „Flüstern und Schreien“ seine eigene Fangemeinde. Dabei war er nur durch das Genre Musikfilm überhaupt genehmigungsfähig. Heikle Szenen wurden hitzig diskutiert, blieben aber im Film. Nach seiner Premiere im Oktober 1988 ging der Film dann quasi mit den Bands auf Tour und entwickelte sich so zum Kulthit. Im Jahr des Mauerfalls lief er auf der Berlinale.“
Gleich im Anschluß gibt es Schräge Zeit, auch dafür eine absolute Guck-Empfehlung.
Punks wie Misha Buster mischten in den achtziger Jahren Moskau auf. Auf einestages erzählt der Bürgerschreck von einst über seinen irren Alltag im Untergrund und zeigt Bilder der russischen Subkulturen aus seinem einzigartigen Privat-Archiv.
Sowjetische Punks waren damals sehr speziell, eine anarchische Gesellschaft, die sich allerdings nicht wie anderswo aus der sogenannten Arbeiterklasse rekrutierte. Die meisten von uns waren Kinder des Bürgertums, die gern so etwas wie die Kreative Klasse sein wollten — künstlerisch ambitionierte Jungen und Mädchen mit guter sowjetischer Erziehung, aber ohne Chancen, in der Zukunft je zur offiziellen Kulturszene zu gehören. Unsere Situation brachte uns auf die Straße und von dort zu den Zirkeln im Untergrund: Kunst- und Musikgruppen, Jugendbanden, wie es sie in den meisten sowjetischen Städten gab, und wo sich all das coole, moderne und interessante Zeug konzentrierte. Moskaus Straßen waren in den achtziger Jahren zu einem großen Klub informeller und ehrlicher Beziehungen geworden. Genau das hatte ich gesucht, und so wurde ich Punk, Stil: Hooligan. Ein harter, lustiger Straßenkünstler…