Monat: Juli 2008
Der gute Landfilm: Juno
Werte Leserschaft, ich sag ausnahmsweise mal nichts weiter als: Bitte sehen Sie sich unbedingt diesen Film an! Der Trailer unten wird dem Film nicht gerecht, wie auch, er ist ja nur 2 Minuten lang … kurz zum Inhalt aus filmstarts.de:
… und mit „Juno“ steht nun der nächste Kandidat in den Startlöchern, der sich jeder Logik widersetzt. Und wieder ist der Film inhaltlich im Grunde reichlich banal: Die 16-jährige Juno MacGuff (Ellen Page) entschließt sich vor allem aus Langeweile zu einem One-Night-Stand mit ihrem Jugendfreund Paulie Bleeker (Michael Cera). Und wie das Schicksal so spielt, ist Juno nach dem kleinen Abenteuer, bei dem ein Sessel eine nicht unbedeutende Rolle einnimmt, schwanger. Daran können auch Unmengen Orangensaft und mehrere Schwangerschaftstests nichts ändern. Sie steckt gehörig in der Tinte. Zunächst denkt sie daran, das drohende Übel im Keim zu ersticken. Doch nachdem sie erfährt, dass der Fötus bereits über Fingernägel verfügt, nimmt sie von der Abtreibung abstand. Sie beschließt das Kind auszutragen und es zur Adoption freizugeben. In einer Zeitungsannonce, auf die sie ihre Freundin Leah (Olivia Thirlby) aufmerksam macht, wird sie auf das wohlhabende Ehepaar Vanessa (Jennifer Garner) und Mark Loring (Jason Bateman) aufmerksam. Die scheinbar perfekten Adoptiveltern für Junos kleinen Fauxpas. Nun muss sie nur noch ihrem Vater Mac (J.K. Simmons) und ihrer Stiefmutter Bren (Allison Janney) ihr kleines Problem beichten…
Guckbefehl! Hinreißend! Großartig! Erstklassig! Fantastisch!
Kaiserwetter
Daß Olli Schulz & der Hund Marie eine 7″ mit Razzia-Coverversionen herausgebracht haben, sollte hinlänglich bekannt sein. Was ich bis eben nicht wußte, ist das ein tolles Video zu Kaiserwetter existiert. Gute Unterhaltung.
Gemma Hayes
Ja, ich gebe zu, ich bin befangen. Wer so – beinahe überirdisch – hübsch aussieht, wie Gemma Hayes das tut, hat es wahrscheinlich deutlich leichter, mit seinem (bzw. ihrem) musikalischen Können bei mir zu punkten. ‚Ne hübsche Frau und ’ne Gitarre, und ich bin hin und wech, dann wieder wech und wieder hin. Könnte eventuell daran liegen, daß ich ein Mann bin. Schrecklich. Schließt mich also vollkommen zu Recht in eure anti-chauvinistischen Bannflüche ein, aber bitte lauschet und frohlocket, Frau Hayes kann tatsächlich singen – und wie sie das kann!
Sometimes a melody and a chord change just break your heart and there’s no words to describe that. And when you do use words it seems to make it into a square box again.
Im August 1977 das Licht der Welt erblickend, wuchs Gemma Hays im vermutlich schönen Örtchen Ballyporeen in Irland auf. Schon in ihrer frühesten Kindheit war sie stets und ständig von Musik umgeben; ihr Vater war Keyboarder in einer lokalen Band, ihre Geschwister begeisterten sich ebenso früh für Musik. Acht Kinder hat die Familie Hayes insgesamt, alle mit unterschiedlichem Musikgeschmack, die Gründung einer Big Band oder eines Kinderchores kam also nicht in Frage.
You’d have Davey Spillaine coming from one room, Fleetwood Mac from another and AC/DC from another, and it would all just meet as a huge mush. And I would hear melodies that I liked all of the time, without really knowing who it was, or what kind of music it was.
Ballyporeen ist ein kleines Kaff mit 500 Einwohner, einer Straße, ein paar Häusern und einem Tante Emma-Laden. Nichts, woran man sich festhalten könnte. „Es gibt ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, in dem dein Vater die ganze Zeit sitzt und raucht. Die Küche, in der sich deine Mutter den ganzen Tag aufhält und einen Raum mit einem Piano. So endete ich sitzend am Piano und versuchte der Einsamkeit zu entfliehen.“
An der Universität in Dublin fand sie eine Freundin die ihre Besessenheit für Musik teilte. Und die Gitarre spielte. Infiziert vom Gitarren-Virus geriet das Studium ins Hintertreffen, am Ende gab es nur einen Gewinner: Die Gitarre. Gemma verließ die Universität.
The only thing I loved in life was music and I realised I had to make a choice to go with it.
In den nächsten Jahren hielt sie sich tagsüber mit einem Job in einer Wäscherei über Wasser, um nachts die Clubs in Dublin mit ihrer Gitarre zu beackern. Nach ersten wohlwollenden Kritiken durch Fans und Fachpresse wurde sie zunehmend der Akustikgitarre überdrüssig und gründete ihre erste eigene Band. Ihre erklärte Vision: die Singer-/Songwriter-Traditionen ihrer akustischen Songs mit den harmonischen Mißklängen ihrer erklärten Vorbilder My Bloody Valentine zu verbinden.
2001 erschien ihre Debüt-EP 4:35am, ein entspanntes komplett akustisches Werk in der Tradition einer Joni Mitchell oder Joan Baez. Die zweite EP Work to a Calm hingegen, zeigte eher die dunkle, disharmonische und elektrische Seite ihres Werkes.
Nach ausgedehnten Touren durch Irland, unter anderem zusammen mit Beth Orton, Rufus Wainwright und David Gray, gewann die Band zunehmend die Herzen der Fans und Kritiker. Nächster Höhepunkt war die Veröffentlichung des Debütalbums Night on my Side, einer „musikalischen Reise ins Ich“, im Jahre 2002.
Bis heute sind insgesamt drei Alben erschienen, die ich hier wie immer allerwärmstens und guten Gewissens empfehlen kann. Gute Unterhaltung!
[unter Verwendung dieser Quelle]
Offizielle Homepage
Gemma Hayes @ last.fm
Gemma Hayes @ myspace
Abenteuer Wildnis – Da hilft auch kein Fleckensalz
Ich bin kein großer Freund von Dissen und Verrissen, aber was ausgesprochen werden muß, muß ausgesprochen werden. Als dann:
Wie es aussieht, wenn man zuviel Deutschpop inhaliert hat, selbst gern welchen machen würde, nur offensichtlich keinerlei Talent dafür hat, kann man sehr gut an Abenteuer Wildnis aus Karlsruhe beobachten. Die Band macht laut eigener Aussage „Schwebenden Gitarren-Pop mit deutschen Texten“. Diese Aussage würde ich bis auf die Schweberei sogar unterschreiben. Da schwebt leider überhaupt nix, da windet sich doch eher was auf dem Boden, nämlich mein Magen. Große Lyrik à la „Dein Duft in meiner Nase, macht in meinem Kopf ’ne Blase“ unterlegt mit 08/15-Gitarrenpop. Ja ja, die spür ich auch schon, die Blase, hab ihnen wohl zu lange zugehört. Übrigens kommt ein Refrain mit dem Text „Wir mischen unsere Sachen jetzt“ nur wirklich gut, wenn man astreines Hochdeutsch spricht. Alles andere klingt einfach … sch… auberhaft. Die Rumhampelei haben die Jungs ganz offensichtlich bei Liquido abgeguckt. Kommt nur gut, wenn’s tatsächlich aus der Hüfte kommt… gewollt ist noch lange nicht gekonnt.
Sehr lesenswert auch das Presseinfo der Band, zweifelsohne von Rosamunde Konsalik verfasst:
Was passiert, wenn man Schlagzeug, Bass und Gitarre gemeinsam in eine Wäschetrommel steckt? Alles Überflüssige wird weggewaschen und heraus kommt: Musik auf dem Punkt. Songs in die man immer wieder gerne hineinschüpft. Die klaren Riffs und trockenen Beats von Abenteuer Wildnis brauchen keinen Weichspüler und gehen auch bei wiederholten Waschgängen nicht ein. Ungebügelt und doch voller Sanftheit setzen sich die Songtexte sofort fest und gehen so schnell nicht mehr raus. Da hilft auch kein Fleckensalz. Viel Spaß beim Tragen! Über AW: „…die Musik von Abenteuer Wildnis ist verspielt und vielfältig, mit Sinn fürs Detail und Refrains, eingängig und nie die Vier-Minuten-Grenze überschreitend…Clever spielen sie mit den besten Momenten jener Zeit, die dem deutschen Pop einen eigenen Weg jenseits von ZDF-Hitparade und Mainstreamrock wies…“ (Badische Zeitung) „…zärtliche Gitarren-Pop-Hymnen, die von unerfüllter Liebe und Ungewissheit singen, herzerweichende Liebeserklärungen an irgendjemand da draußen.“
Is klar, Jungs. Wer nach „Genuß“ des Videos immer noch nicht genug hat, kann sich hier weiter quälen lassen. Verkauft die Instrumente und lernt was vernünftiges. Abenteuer Wildnis? Da bleib ich doch lieber zuhause…