9/11/89

Wer seine Wurzeln ver­leugnet, kann nicht in den Him­mel wachsen.
Oder so ähnlich.

Ich war in der Aus­bil­dung, hab den Mauer­fall ver­schlafen und mich am fol­gen­den 10. Novem­ber 1989 gewun­dert, daß ich der einzige war, der zur Arbeit ange­treten ist. Im Minu­ten­takt klin­gelte das Tele­fon und die Kol­legin­nen und Kol­le­gen ließen sich für den diesen Tag entschuldigen und macht­en sich auf den Weg nach Helm­st­edt, Braun­schweig oder gle­ich nach Berlin.

„Die Mauer ist offen!“ — „Echt?“

Ich kann mich nicht mehr erin­nern, ob auch die innerdeutsche Gren­ze tat­säch­lich schon am 10. Novem­ber geöffnet war, oder ob das erst Tage später der Fall war. Ich jeden­falls war am 17. Novem­ber zum ersten Mal im West­en. Ich war nicht begeis­tert. Ich war verwirrt.

Beim zweit­en oder drit­ten Besuch hab ich ich Helm­st­edt mein Begrüßungs­geld abge­holt. Im Nach­hinein betra­chtet, eine umge­drehte Form eines Ein­tritts­geldes: Jed­er DDR-Bürg­er erhielt 100,- D‑Mark und dafür einen Stem­pel in seinen Per­son­alausweis. Es mutet fast schon sub­ver­siv an, Geld zu bekom­men, statt Geld zu bezahlen. So hätte der Kap­i­tal­is­mus weit­er­ma­chen können. 😉

Naja, immer­hin ist die Kohle zu 100 Prozent wieder in der bun­desre­pub­likanis­chen Wirtschaft gelandet. In meinem Fall für ein Paar Motor­rad-Hand­schuhe und einige Langspielplatten.

Fernab jeden Deutsch­land- und Wiedervere­ini­gung-Wahns muß ich — auch wenn ich mir damit nicht nur Fre­unde mache — fest­stellen, daß ich über den Lauf der Dinge glück­lich bin. Ich ziehe ein Leben im Mir­doche­gal-Kap­i­tal­is­mus jed­erzeit einem Leben in der Duckmäuser‑, Gän­gelei- und Kleingeis­ter-DDR vor.

Schö­nen Son­ntach allseits.

5 Kommentare zu „9/11/89“

  1. Das Wort Duck­mäuser erin­nert mich daran, mal wieder EA80 – Kop­per­schmidt zu hören.

    Und, weißt du noch, welche LPs du damals käu­flich erwor­ben hast?

  2. So mich meine grauen Zellen nicht trü­gen, müßten das fol­gende LPs gewe­sen sein:

    U2 — Rat­tle & Hum
    The Smiths — Strange­ways, here we come
    Sex Pis­tols — Nev­er Mind The Bollocks

    Irgend­wann Anfang der Neun­ziger hat­te ich dann meinen ersten CD-Play­er (Sony), meine ersten CDs waren

    The Adicts — (Irgen­deine Live-CD)
    Sex Pis­tols — The Great Rock’n’Roll-Swindle
    The Smiths — s/t

    Lang ist’s her! :mrgreen:

  3. Bei mir waren es noch keine Plat­ten, aber ein Recorder sollte es sein. Dop­peldeck, abnehm­bare Box­en, Phillips. Meine Eltern haben was dazu gelegt, von ihrem kost­baren Begrüßungs­geld (DANKE!) — anschließend teil­ten wir uns zu dritt einen Ham­burg­er — für 2 Mark. Meine Erwartun­gen wur­den nicht erfüllt. Weiß noch jemand wie ihm seine erste Milch­schnitte geschmeckt hat? Die haben uns bel­o­gen und bet­ro­gen von anfang an. In unseren Tra­bi war­fen sie als Willkom­mensgruß Mars, Süd­früchte und Plas­tikau­tos beim ein­fahren auf den Braun­schweiger Park­platz — oh Gott, wie peinlich. 

    Aber ich geb Dir natür­lich recht Torsten. Wo wäre ich heute? LPG?

  4. Wenn ihr euch zu dritt einen Ham­burg­er teilen mußtet, hät­tet ihr über den Nachtisch (Mars, NSW-Obst) doch eigentlich sehr sehr glück­lich sein müssen. :mrgreen:

    Milch­schnitte schmeckt immer schon grauen­haft, wie Tep­pich­bo­den mit Sahne dazwischen.

  5. Jule wäscht sich nie

    weil die Milch­schnitte-allein weil sie Schnitte drin hat ist sie schon cool, cool­er wäre aber Milch­stulle:))), im Gesamt­paket so doof schmeckt nimmt man erst die eine Seite des Tep­pich­bo­dens ab, beisst die Milchcre­mepampe runter und isst die Böden einzeln.
    Aber am besten ist es man kauft sich statt Milch­stulle ein­fach ne BIFI Roll, denn die muss mit. Ich weiß nicht was da drin ist aber ich werde nie nie nie aufhören die zu essen, erst recht seit es die in XXL gibt.

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