Mein Name ist Gunnar Roß und ich hege keine Hasen.
Ich hege Groll. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum. Ich will es Ihnen erklären:
Verleihen Sie niemals Vorschlaghämmer. Ich präzisiere: Verleihen Sie niemals Vorschlaghämmer an Bekannte. Ich präzisiere weiter: Verleihen Sie niemals Vorschlaghämmer an Bekannte, die gleichzeitig Ihre Nachbarn sind. Seien Sie niemals so unfaßbar dumm und kurzsichtig und antworten mit JA!, wenn der Nachbar Sie fragt, ob Sie einen Vorschlaghammer besitzen. Es kommt nichts Gutes dabei heraus. Seit heute früh, Schlag 9, ist mein Nachbar mit meinem Vorschlaghammer am einreißen. Jeder Schlag hallt dumpf durch meine bescheidene Behausung, jeder Schlag läßt meine Tischplatte, auf welcher meine Arme während des Tippens dieser Zeilen ruhen, erbeben. Jeder Schlag erinnert mich auf fatale und gnadenlose Weise daran, daß man alle Gutmütigkeit über Bord werfen sollte, wenn es um Leihgaben in Form von Vorschlaghämmern geht. Lügen Sie halt einfach, sagen Sie, Sie wüßten gar nicht, was ein Vorschlaghammer überhaupt ist. Oder gehen Sie noch einen Schritt weiter und behaupten Sie einfach, Vorschlaghämmer sind nicht existent und nur ein Hirngespinst von IHNEN — in die Welt gesetzt, um den wöchentlichen Müßiggang zu boykottieren.
Als wäre die Hämmerei nicht Strafe genug, besitzen meine Nachbarn auch noch vier Hunde von der Sorte Jack Russell-Terrier. Wie aufmerksame Leser dieses Kleinanzeigenblattes vielleicht wissen, bin ich Hunden im allgemeinen sehr zugetan. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und vier dieser Ausnahmen wohnen nebenan. Genaugenommen sind es nur zwei, aber die anderen beiden sind regelmäßig zu Besuch. Deshalb gestatten Sie mir, wenn ich in meinem augenblicklich grenzenlosen Hass von vier Hunden spreche. Zurück zu den Tierchen: Alle vier sind gar nicht bis schlecht sozialisiert, haben also keinerlei soziale Kontakte zu Menschen oder Artgenossen außerhalb ihres kleinen Grundstücks. Das führt dazu, daß sie jede Regung und jeden Anreiz der von außen kommt, als Bedrohung ihres Revieres auffassen. Jetzt können Sie sich sicher vorstellen, was passiert, wenn ich beispielsweise mit meinem Radieschenrodegerät in Richtung Garten ziehe oder auch nur ganz allgemein auf meinem Grundstück Lebenszeichen von mir gebe: Die Hunde werden aggressiv. Und zwar richtig aggressiv. So aggressiv, daß sich die Hunde sogar untereinander in die sprichwörtliche Wolle kriegen und anfangen, sich hinter dem Zaun gegenseitig zu zerfleischen.
Meine Nachbarn sind mit der Erziehung der Tiere hoffnungs- und heillos überfordert, da sie — mal ganz drastisch und arrogant gesprochen — irgendwie selbst mit ihrer eigenen Erziehung überfordert waren, bzw. keine solche genossen haben. Damit lehne ich mich jetzt zwar relativ weit aus dem Fenster, aber je weiter man vom Fenster wegkommt, desto schöner ist die Luft. Und schöne Luft ist etwas ganz feines!
Ergo: Verleihen Sie niemals Vorschlaghämmer, egal was man Ihnen dafür verspricht! Meinen hol ich jetzt zurück und damit auch meine Ruhe!
Herzlichst,
Ihr revolutionärer Landgasthof-Betreiber
Grandios, Herr Ross! Ich danke Ihnen vielmals für diese Warnung, und ich beneide Sie nicht mal ansatzweise um diese Nachbarn. Falls Sie es aber aus irgendwelchen Gründen nicht schaffen sollten, sich Ihren Vorschlaghammer zurückzuholen (als eventueller Grund fielen mir da die vier aggressiven Hunde ein), so empfehle ich Ihnen herzlichst: http://www.sonicshop.de/De/Plugs/Cord-Max.asp — Ich habe noch sieben Packungen davon zu Hause herumliegen und trete bei Bedarf gerne eine zur Probe an Sie ab. Die Dinger sind Gold wert. Ich hätte die WM nicht ohne sie überlebt… 😆
Gut, dass ich letztens bei OBI den Vorschlaghammer im Angebot für 6,99 nicht gekauft habe. Ich habe nämlich viele Nachbarn und die sind auch ohne Hammer schon sehr laut.
@ Vero: Nehm ich! Kann ich gut gebrauchen, wenn ich nächsten Sonnabend gegen 5.00 Uhr meine Kreissäge anwerfe… 😉
@ Jule: Dir leih ich meinen Hammer selbstverständlich gern!
I call you MC Hammer!
@ Schatten: Die bittere Wahrheit. Leider.
@ Jule: Can’t touch this!
tagged as hartz4 🙂
Werter Herr Ross,
welch eine charmante Abhandlung über die Wut im Allgemeinen und Besonderen. Auch ich hätte einige Vermutungen zu ihren Nachbarn anzubringen, die Terrier hören- naja, wahrscheinlich hören sie nicht- auf die Namen Chantalle, Jaqueline, Angelina und Nancy- aber dies nur am Rande.
Da ich mich selber grad in einer emotionalen Schieflage befinde, und manchmal auch gern einen Vorschlaghammer hätte, möchte ich Ihnen hiermit nochmal bestätigen, dass sie sich des richtigen Mediums bedient haben: Der Geist erhebt sich über die Unflätigen.
Damit schaffen wir uns Distanz, wir ordnen die Welt, die Schieflage neigt sich zurück zur wasserwaagengeprüften Waagerechten, wir schmunzeln ein wenig, bedienen uns des Humors und bewahren uns vor gewaltsamen Übergriffen. Die Stärke der Besonnenen.
Naja, aber manchmal würde man trotzdem gern.….nicht wahr ?? Und ich sage Ihnen Hr. Ross, alle Contenence in Ehren, manchmal ist es verdammt erleichternd, die Wut an passender Stelle, direkt und unmittelbar, hinauszubrüllen:
Bei Nancy, Chantalle, Jaqueline und Angelina und ihren Dosenöffnern-
leider ist dies oft das Einzige, was sie verstehen.
Ich für meinen Teil, werde mich heute in meinem „can´t touch me business outfit“ über die Welt erheben, und auch jedem- wirklich jedem- der mir blöd kommt sagen- und zwar in einer meinem Intellekt gemässen brillianten Argumentationsreihe, die lediglich ab und an von einigen drastischen Begriffen unterbrochen wird- was ich davon halte!
Mit Hochachtung,
Fräulein Gnomorella
Das tat gut zu lesen. Danke. 🙂