Punk
„Keinerlei Textverständlichkeit. Keyboard oft nicht rhythmisch“

Weiter geht’s in Sachen „Punk im Osten“ mit einem hervorragenden und interessanten Artikel zur staatlichen Einstufungspraxis in der späten DDR am Beispiel von Punk- und New-Wave-Bands. Einfach diesem Link folgen.
Punk im Magdeburg der 80er
Ein interessanter Artikel über Punk im Magdeburg der 80er Jahre, entnommen dem Magdeburger Stadtmagazin DATEs. Hier zum Download der ganzen Seite als PDF.
Kürzlich gab es im MDR-Funkhaus ein Podiumsdiskussion zum Thema, als Gäste waren Thomas Koch (Ernährungsfehler), Andreas Gentzsch (diverse Combos) und Gerald Rabe (Transsilvanisches Kurhaus Orchester) eingeladen. Ich hab’s leider nicht geschafft. Ein schönes Video dazu gibt’s auf der Facebookseite des MDR.
Die gesetzlosen Nachwendejahre – Die Auseinandersetzungen in Behnsdorf im November 1991
1989. Ein Land bricht zusammen und hinterläßt nichts außer einem riesigen Vakuum. Jeder ist auf der Suche nach Orientierung, neuen Normen und Werten und mitten in dieser Leere herrschen Rat- und Planlosigkeit. Und es herrscht Gewalt. Ein Ereignis aus den frühen 90er Jahren ist mir neben dem Tod von Torsten Lamprecht und dem Tod von Frank Böttcher besonders in Erinnerung geblieben: Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und linken Jugendlichen Ende 1991 in Behnsdorf. Nichts darüber lässt sich im Internet finden, weshalb ich mich auf den Weg in Zeitungsarchiv machte und mit diesem Artikel die Vorfälle samt Überfall auf die Music-Hall in Behnsdorf Ende 1991 dokumentieren möchte.
Nachdem ich im Volksstimme-Archiv die Jahrgänge 1992 und 1993 erfolglos beackert habe, mußte ich von meiner trügerischen Erinnerung Abstand nehmen – ich hatte die Ereignisse in Behnsdorf zeitlich in diesen beiden Jahren verortet – und mich dem Jahr 1991 widmen. Im November wurde ich fündig.
Die Auseinandersetzungen in der und um die Music-Hall Behnsdorf fanden in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1991 statt. Dem vorausgegangen war eine lange Kette von gewalttätigen Übergriffen durch Neonazis im Großraum Haldensleben.
Die Music-Hall war ein zur Discothek umfunktioniertes altes LPG-Gebäude, das von einem gewissen Manfred Kurth ab dem August 1990 betrieben wurde. Es wurde recht schnell auch zum Sammelbecken für Neonazis aus dem Raum Haldensleben, Magdeburg und Wolfsburg. Nazis im seinerzeit typischen Outfit – Bomberjacke, Springerstiefel, die obligatorischen Aufnäher – waren damals im Straßenbild und eben auch in Discotheken völlig normal. Aus dem Umfeld der Music-Hall gab es erste Übergriffe auf Menschen, deren Gesichter den Nazis nicht passten. Es reichte damals völlig aus, irgendwie anders auszusehen oder sich „anders“ zu verhalten. Man mußte kein Punk sein, um auf die Fresse zu bekommen. Alles, was nicht ins kleingeistige Weltbild unserer ewiggestrigen Freunde passte, wurde gnadenlos weggeprügelt. Auch ich hatte bereits 1990 das Vergnügen, zusammen mit einem Kumpel im Anschluß an das legendäre Rotten To The Core-Festival von 5 Glatzen überfallen worden zu sein… aber zurück zum Thema.
Nach einer Reihe von Überfällen und Körperverletzungen auf Punks und andere Jugendliche wurde zunächst zum Boykott der Music-Hall aufgerufen. Ein paar Tage später sammelten sich an der Discothek „Pleitegeier“ im benachbarten Flechtingen mehrere Dutzend junge Menschen und beschlossen, die Music-Hall im benachbarten Behnsdorf zu überfallen und den Nazis eine ordentliche Abreibung zu verpassen.
Es kam zu massiven Körperverletzungen, Ausschreitungen und Zerstörungen. Ich kann mich erinnern, gerüchteweise von Toten gehört zu haben; dazu ließ sich allerdings nichts finden. Laut Augen- und Ohrenzeugen war es ein babarisches Schauspiel apokalyptischer Gewalt; und zwar auf beiden Seiten. Ich bin dazu mit 2 Menschen im Gespräch, die dabei waren. Vielleicht folgt ja später noch ein Interview oder ein Augenzeugenbericht.
Vorerst jedoch sind in nachfolgender Galerie die Ereignisse – aus Sicht der Volksstimme-Redakteur*innen natürlich – dokumentiert. Außerdem geben die Artikel einen guten Eindruck davon, wie boulevardesk und auf der Suche nach journalistischem Niveau die Lokalpresse damals war. Man hatte wohl große Angst, die Abo-Kunden laufen in Richtung BILD davon… Interessant auf jeden Fall, die völlig sinnfreien Antworten der befragten „rechten Jugendlichen“, die Flugblätter der „AFA-HDL“, oder die Bemühungen vom damaligen Bürgerrechtler Hans-Jochen Tschiche – alles in der Galerie zu lesen.
Gute Unterhaltung, soweit man bei diesem Thema von Unterhaltung reden kann.
Ernährungsfehler live in der Sackfabrik Magdeburg 2005
Neulich ging es hier um die Wiederveröffentlichung der Ernährungsfehler-Platte „Sturmverse“. Im Zuge der digitalen Archivierung habe ich mal einen DVD-Rip vom Livekonzert im April 2005 in der Magdeburger Sackfabrik erstellt und auf Youtube hochgeladen. Das Konzert fand am 23. April 2005 statt und erinnerte an Maik Niewerth, den Drummer der Band, der leider an Krebs verstarb. Das Konzert wurde veranstaltet, um einen Grabstein finanzieren zu können. Dieses Konzert war der Startschuss für die Ernährungsfehler-Reunion, die jedoch nur 2 Jahre anhielt. Gute Unterhaltung!