Dezember 2008

Die Kleingeldprinzessin in Magdeburg

Man(n) wird nicht oft Zeuge von etwas ganz Beson­derem. Gestern jedoch war es (endlich) mal wieder soweit: Die Klein­geld­prinzessin Dota Kehr gab sich zusam­men mit Gitar­rist Jan Rohrbach in Magde­burg die Ehre. Erst­ma­lig in der Lan­deshaupt­stadt Sach­sen-Anhalts, im schö­nen Ambi­ente der Sche­une auf dem Moritzhof.

Geboten wurde ein for­mi­da­bles Akustik-Konz­ert, mit Gitar­ren, Ukulele und einem Blasin­stru­ment, dessen genauer Name mir ent­fall­en ist. Irgend­was in Rich­tung Key­board, nur eben mit zusät­zlichem Mund­stück. Es gab viele Stücke vom im April erscheinen­den neuen Album zu hören, darüber hin­aus natür­lich auch alle Hits in ins­ge­samt vier(!) Zugabeblöcken.

Dota und Jan macht­en bei­de einen äußerst sym­pa­this­chen und unprä­ten­tiösen Ein­druck und waren von der enthu­si­astis­chen Stim­mung des Magde­burg­er Pub­likums (nach Über­win­dung der oblig­a­torischen Eingewöh­nungs-Phase) sichtlich ange­tan. Enthu­si­as­mus ist bei den tollen Songs und vor allem natür­lich den Tex­ten auch ange­bracht; ich würde dur­chaus soweit gehen und Frau Kehr den Titel „Rio Reis­er der Jet­ztzeit“ ver­lei­hen, oder, wie es die Kiel­er Nachricht­en so schön formulieren:

„Musik, die ein­nimmt und gebor­gene Minuten anbi­etet, ohne sen­ti­men­tal oder abgeschmackt zu wirken. Eine Grat­wan­derung, die nicht vie­len gelingt und Hoff­nung macht, dass Dota eine neue musikalis­che Bewe­gung anführen kön­nte, die sich gegen die grassierende säuselige Befind­lichkeits-Popelek­tron­ik mit Schlafz­im­mer­bet­tkan­tenäng­sten stemmt und Humor, Poe­sie und Tiefe zurück in die leicht­en Melo­di­en über die schöne Liebe und den bösen All­t­ag bringt… Dur­chat­men und ein­saugen von Stim­mungen, die aufrichtig wirken, poet­isch und klar…Die Klein­geld­prinzessin ist wohl Berlins inter­es­san­teste New­com­erin…“ (Kiel­er Nachricht­en vom 3. 11. 2004)

Das Erlebte in dem Konz­ert gerecht wer­dende Worte zu fassen, fällt schw­er. Wer Gele­gen­heit hat, Dota solo, im Duo oder mit ihrer Band (den Stadt­pi­rat­en) live zu erleben, sollte diese ganz sich­er und unbe­d­ingt nutzen.

Ein famoser Abend.

Danke.

Die Klein­geld­prinzessin — Zimmer
(Video von Daniela Reuss)


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Shoppen für das Vaterland

Gestern trieb mich die Angst vor der Rezes­sion in unseren örtlichen Elek­tron­ikfach­markt. Zuvor war ich bei der Bank um mich mit dem nöti­gen Großgeld für meine Shop­ping­tour ausstat­ten zu lassen. Auf Pump ver­ste­ht sich, ich nahm einen Kred­it über mehrere zehn­tausend Euro auf.

Die Pferde vor meine alte Holzkutsche ges­pan­nt, nahm ich den Weg über die Stand­spur der A2. Im Elek­tro­fach­markt meines größt­möglichen Unver­trauens angekom­men, pack­te ich sofort einen jun­gen und hochmo­tivierten Verkäufer am Schlawittchen, um mich aus­führlich berat­en zu lassen.
Zunächst brauchte ich ein neues Fernse­hgerät. Meines läuft zwar noch, aber darum geht es ja nicht. Wir müssen alle Opfer brin­gen, Opfer für den Auf­schwung, und das TV-Gerät sollte mein erstes Opfer an diesem Nach­mit­tag werden.
Der Verkäufer zeigte mir eine Regal­wand mit den neuesten Flach­bild­schir­men. Das er mir zuerst die Geräte mit weniger als 100 cm Bild­schir­m­di­ag­o­nale präsen­tierte, war Anlaß für meine erste Rüge. Ich machte ihm unmißver­ständlich klar, daß ich nicht für irgendwelche Kinker­l­itzchen in seinem Markt wäre. Ich wäre gekom­men, um RICHTIG einzukaufen, und wenn ich RICHTIG sage, dann würde er doch wohl wis­sen, was ich mit RICHTIG meinen würde?! Er nick­te viel­sagend und meinte daraufhin, wir wür­den diesen „Anfänger-Scheiß“ jet­zt mal hin­ter uns lassen.

Er führte mich eine Etage höher zu den „wirk­lich guten Teilen“. Das gefiel mir schon bess­er, Geräte mit min­destens 150 cm Bild­schir­m­di­ag­o­nale, vol­laus­ges­tat­tet mit HD, selb­streini­gen­dem Bild­schirm, Mikrow­elle und Eiswür­fel-Bere­it­er. Ich entsch­ied mich für das größte und teuer­ste Mod­ell und ließ mir davon drei Stück einpacken.

Auf dem Nach­hauseweg sah ich zufäl­lig ein Opel-Auto­haus und dachte mir, daß ich denen eigentlich auch noch helfen kön­nte. Ich bestellte mir (da lei­der nicht vor­rätig) einen Großraum­mini­van­lim­ou­si­nenkom­bi mit 4.0‑V12-Dieselelektrogasaggregat in Vol­lausstat­tung. Da der Wagen erst in 6 Wochen geliefert wird, nahm ich auf die Schnelle noch einen Cor­sa mit. Man will ja guten Willen zeigen.

Zuhause angekom­men, nagelte ich die drei Mon­ster-Bild­schirme gle­ich an die Wände. Auf dem mit­tleren ließ ich die DVD-Box „Angela Merkels schön­ste Bun­destagsre­den (1990–2008)“ laufen. Auf dem zweit­en ein in Pho­to­shop erstelltes Stand­bild von Peer Stein­brück mit vie­len Euro-Noten im Hin­ter­grund. Auf dem drit­ten lief in End­loss­chleife eine kurze Sequenz mit Nor­bert Blüm und sein­er Aus­sage „Die Rente ist sich­er!“. Mit Aus­rufeze­ichen nach jedem Wort.

Für das Woch­enende plane ich die voll­ständi­ge Sanierung mein­er Hofe­in­fahrt samt direk­ter Anbindung an die Auto­bahn 2. Infra­struk­tur und so … ihr wißt schon. Wer also Lust hast, sich ein paar Tausend Euro dazuzu­ver­di­enen – ihr wißt ja, wo ihr mich erre­ichen könnt.

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